Neuer Distanz Weltrekord ATV
im 10 GHz Band

 

Autor: Michel Vonlanthen HB9AFO (mvonlanthen@vtx.ch)
Uebersetzt von: Rudolf W. Heuberger HB9PQX (hb9pqx@uska.ch)

 

Version en français, English version
Auch: F1JSR/F3YX et F5BUU/F1AAM

 

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expecarte.jpg (6826 octets)

EA5/F1AAM/P
IM98XU Spanien
1031 km
mit genauen GPS
Koordinaten
gerechnet
I5/HB9AFO/P
JN54BC Italien

99_mire2.jpg (13007 octets)

 

Vor sieben Jahren haben Serge F1JSR und ich den ersten Distanz Weltrekord im 10 GHz-Band zwischen dem Pic du Midi (Mont Blanc) und dem le Puy de Dôme über eine Distanz von 303 km aufgestellt. Drei Jahre später wurde der Rekord von F6CGB und F1NSU auf 560 km erhöht. 1996 haben wir eine Verbindung über 592 km Korsika und Spanien getätigt, die 1997 durch eine Verbindung über 701 km zwischen Südspanien und der Region Toulon und 1998 durch eine über 821 km zwischen Südspanien und Korsika überboten wurde. In diesem Jahr haben wir die Barriere von 1000 km überschritten mit einer zweiweg Verbindung über eine Distanz von 1027 km zwischen dem Golf de Gênes (Carrara) und Südspanien (Monte Pego), diesmal unterstützt durch F1AAM.

Am Donnerstag den 17. Juni 1999, gegen 0730h, konnte die Verbindung zwischen EA5/F1AAM und I5/HB9AFO hergestellt werden. Die Sprachverbindung im 145 MHz-Band wurde um 0600 h mit einer Signalqualität von 59+ hergestellt, ganz im Gegensatz zu den vorangegangen Tagen wo die Sprachverbindung nur knapp über dem Rauschen hörbar war, trotz den starken eingesetzten Mitteln (200 Watt Sendeleistung an einer 11 Element Yagi Antenne). Nach einigen Einstellungen an der 10 GHz Funkausrüstung konnte das Testbild von HB9AFO in Spanien empfangen werden, mit stark schwankendem Signal, das bis zur Signalqualität B5 anstieg. Dasselbe konnte in der Gegenrichtung bis zu einer maximalen Signalqualität von B4 wiederholt werden, mit der Zeit aber immer schwächer werdend. Der langsame Niedergang der Amplitude und die Aenderung der Frequenz der Signalschwankungen lässt vermuten, dass die Ausbreitung danach bald zusammenfiel. Andererseits wären vermutlich früher am Morgen noch bessere Bedingungen anzutreffen gewesen wären. Die nächsten Tage haben wir jede Nachtstunde und am frühen Morgen erfolglos versucht die Verbindung zu wiederholen.

 

exp99_57.jpg (26320 octets)
von l. nach r.: Mauro IK1WVQ, Charly HB9ADJ, Michel HB9AFO
Karte- und Wetter Studium vor Bandöffnung

Die zwei Mannschaften

In Spanien (IM98XU, 220 m ü M) wurde Jean-Pierre F1AAM von Jean-Claude F5BUU begleitet, die italienische Mannschaft (JN54BC, 1320 m ü M) bestand aus Mauro IK1WVQ, Charly HB9ADJ und mir Michel HB9AFO. Jede Mannschaft benutzte Parabolantennen mit 1 m Durchmesser und Wanderfeldröhren (TWT) mit 12 W Ausgangsleistung. Diverse Empfangssysteme wurden auf beiden Seiten verwendet, um die Signale zu finden (automatische Empfänger, Scanner und Spektrum Analyzers).
 


Schwierigkeiten

Nach einer Woche quasi ununterbrochenen Versuchen (ausser am Tag, wo keine Ausbreitung im 10 GHz-Band möglich ist) waren nur etwa 20 Minuten geblieben, die unseren Aufwand belohnten. Was ist nun die Schwierigkeit eines solchen Unterfangens? Man könnte sich vorstellen, dass es genügt die Antennen auszurichten und auf die guten Ausbreitungsbedingungen zu warten. Es ist aber schon etwas schwieriger. Einersatz muss man sicher sein, dass die Antennen richtig ausgerichtet sind (mit GPS und Satelliten-Fernsehen berechnet), dass die Frequenz im 10 GHz-Band stimmt und dass genügend Ausgangsleistung vorhanden ist. Die Höhe über dem Meer muss auch stimmen, damit die Ausbreitung über das Wasser klappt. Dann muss eine Sprechverbindung aufrecht erhalten werden, was über eine Distanz von über 1000 km auch schon etwas schwierig ist, damit klar ist, wer wann sendet und wer hört. Dann kämpft man gegen Störungen aller Art auf dem 145 MHz Band (dort ist ein riesen Puff) und auf dem 10 GHz-Band (die Situation dieses Bandes ist ist nicht vergleichbar mit der Stille, die anderswo herrscht: in Italien ist nur der Bereich 10,450 ..10,500 GHz dem Amateurfunk zugeordnet, der Rest ist voll kommerzieller TV Links). Weitere Einflüsse sind die Nachbarn, die sich über den Lärm des Stromaggregats beklagen und die, die uns hassen, bis wir ihnen ihre Antenne besser installieren, der Regen, der Wind, die Kälte, die Ernährung (Mauro erinnerte sich an die Pépéronade, die er just vor der Nachtarbeit gegessen hatte ..), die Müdigkeit, die Auf- und Abbauarbeit der Antennen für jede längere Pause, die Materialdefekte (nicht schlimm, da wir alles doppelt hatten), die Unterkunft auf dem Berg, die ihre Türen zwischen 22 h und 6 h geschlossen hielt und die uns zu Indiner-Schleichtouren trieb, damit wir wann wir wollten draussen oder drinnen sein konnten, usw. .. Eine ausgiebige Planung ist also unumgänglich, mit vielen Uebungen betreffend Umgang mit dem Material um es schliesslich in der Nacht effektiv nutzen zu können, unter Wind- und Regeneinfluss, ohne Licht und mit mit den Händen hinter dem Rücken verschränkt .. Eine genaue Kenntnis der Umgebung ist auch sehr nützlich aber offensichtlich ist das nicht immer möglich.

 

Zusammenfassung

Die Distanz weiter zu erhöhen wird schwierig, weil es im nördlichen Mittelmeerraum keine entsprechenden Möglichkeiten gibt. Somit müsste man am Südufer operieren, was aber bis zu 6000 km Fahrweg bedeutet (zuviel Gewicht, um das Flugzeug benutzen zu können). Die verwendeten Apperaturen erscheinen uns geeignet, um noch grössere Entfernungen zu überbrücken. Die Anlage für die Sprechverbindung können wir noch verbessern (schnellere Antennenmontage). Die Energieerzeugung könnte auch überarbeitet werden, mit dem Ziel, kurzzeitig mit Batterien zu arbeiten, trotz den Wanderfeldröhren (um auch in bevölkertem Gebiet kurze Versuche machen zu können).

Die faktische Möglichkeit, Jahr für Jahr die Distanz etwas zu erhöhen, eröffnet jedem die Möglichkeit, in den Wettkampf einzusteigen und sein Glück zu versuchen. Das schlimmste wäre, wenn eine Ueberbrückung von 2000 km auf Anhieb gelingen würde, was eine weitere Verbesserung fast verunmöglichen würde (das war 1994 im 435 MHz-Band passiert, mit einem Sprechverbindungswelrekord über 4041 km zwischen Hawaii und Kalifornien). Es ist schon wahr: die momentane Messlate liegt bereits hoch und im nächsten Jahr wird es sehr schwierig. Erinnern wir uns, dass der Rekord mit schmalbandigen Betriebsarten im 10 GHZ-Band 1911 km beträgt (im Jahre 1994 in der Wüste von Australien erreicht). Es ist schon fantastisch, die halbe Distanz mit einem Handicap von 30 dB (Fernsehen belegt die tausendfache Bandbreite von schmalbandiger SSB Modulation) zu erreichen.

Brechen wir auf zu neuen Abendteuern!

Michel Vonlanthen HB9AFO

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